Energiekosten

Mieterschutz
Hildesheimer Mieterverein berichtet von „Verunsicherung“: Energie war 2022 Thema Nummer eins bei Beratungen

Hildesheim – Das vergangene Jahr hat Mieter auch in Hildesheim vor viele Fragen gestellt, und die betrafen vor allem die Entwicklung der Strom- und Gaspreise. Im neuen Jahr bleibt Energie ein Top-Thema – ein anderes wird bezahlbarer Wohnraum.

Der Mieterverein in der Scheelenstraße - 2022 vor allem eine Sammelstelle für Fragen zu gestiegenen Energiekosten
FOTO: KATHI FLAU

Hildesheim – Das vergangene Jahr hat Mieter vor viele Fragen gestellt – und sich entsprechend auf den Zulauf und den Beratungsbedarf bei Mieterverbänden, aber auch in Energieberatungszentren ausgewirkt. Denn: Je höher die Strom- und Energiekosten, desto mehr Menschen versuchen, diese Erhöhungen durch einen geringeren Verbrauch und Umstellung auf Versorgungsalternativen abzumildern. Experten und Berater sind gefragt wie selten zuvor.

„Das war auch unser Thema Nummer eins hier“, sagt Volker Spieth, Geschäftsführer des Hildesheimer Mietervereins. „Was wir derzeit erleben, ist vor allem eine Verunsicherung der Mieter. Und dabei kommen die Abrechnungen für 2022 ja erst noch auf sie zu.“ Damit werden auf den Mieterverein, das lasse sich problemlos vorhersagen, auch entsprechende Anfragen zukommen. „Dass die Problematik größer wird, davon gehen wir aus“, sagt Spieth.

Volker Spieth, Geschäftsführer des Hildesheimer Mietervereins.
FOTO: CHRIS GOSSMANN

Die Mietpreise waren schon immer ein Schwerpunkt

Das zweite große Anliegen der Mieter im letzten Jahr: Mieterhöhungen. „Da ist der Bedarf an Information allerdings ungebrochen“, so Spieth, „das war schon immer ein Schwerpunkt unserer Beratung.“ Wenn er ansonsten auf das neue Jahr blickt, sieht er den sozialen Wohnungsbau stärker werden. „Wir brauchen Wohnungen, die die Menschen sich leisten können.“ Dass viele das eben nicht mehr könnten, belegten Finanzierungshilfen wie die Wohngeldreform und der Härtefallfonds. Auch Energie-Themen würden in leicht abgewandelter Form an Bedeutung gewinnen: „Wir werden über den Stromsparcheck reden, Mieterstrom wird wichtig – und was die Energiepreisbremse betrifft, machen wir uns im Verein selber gerade fit.“

Auch bei Energieberatern ist die Zahl der Anfragen im vergangenen Jahr enorm gestiegen – das zeichnete sich bereits in der ersten Jahreshälfte ab. Im Hildesheimer Energieberatungszentrum (EBZ) etwa erleben Geschäftsführer Frank Melchior und sein Team, wie er sagt, „eine deutlich gestiegene Nachfrage, die bereits 2021 einsetzte“. Und die mit Beginn des Krieges in der Ukraine noch einmal enorm angeschoben wurde.

Energieberater erlebten „fast explodierende Nachfrage“

Vor allem Privathaushalte wenden sich an die Energieberater, so Melchior, „so viele, dass es inzwischen schwer geworden ist, diese Anfragen einzeln zu beantworten“. Die Nachfrage „explodiert fast“. Bis heute, so eine Mitarbeiterin des Zentrums, existierten „lange Wartelisten. Und wir gehen davon aus, dass sich diese Tendenz auch noch im neuen Jahr fortsetzen wird.“ Dabei würden Neubauten möglicherweise wieder leicht in den Hintergrund treten, so ihre Prognose, weil sie oftmals energetisch nachgerüstet oder gleich energiesparend gebaut werden. „Aber alles, was Altbau und Sanierung betrifft, bleibt ein großes Thema.“

Dabei reiche das Beratungsspektrum von kleinen Schritten zur Einsparung von Kosten bis hin zur Optimierung und Umrüstung ganzer Häuser und einer quasi autarken Versorgung. Verbraucherzentralen berichten von Nachfragen vor allem wegen gestiegener Stromkosten. „Zu Strom wurde 2022 fünfmal so oft beraten wie zu Gas“, so eine Sprecherin der niedersächsischen Zentrale.

98 Prozent der Beratungsfälle außergerichtlich erledigt

Auch der Rechtsberatungsbedarf von Mietern blieb 2022 hoch. Trotzdem wurden letzten Endes 98 Prozent der Beratungsfälle außergerichtlich erledigt. Häufigstes Beratungsthema waren auch hier mit 41 Prozent die Betriebs- und Heizkosten, gefolgt von Wohnungsmängeln mit 17 Prozent und allgemeinen Vertragsangelegenheiten mit 11,5 Prozent. Bei Letzteren geht es allgemein um Rechte und Pflichten aus dem Mietverhältnis, angefangen bei Fragen der Tierhaltung bis hin zu Problemen im Zusammenhang mit Wohnungsmängeln und Mietminderungen oder Verfahren zur Mietpreisbremse.

(c) 2023 Internetseite Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 06.01.2023 – 10:13Uhr
KATHI FLAU