Vonovia verkauft tausende Wohnungen – was passiert mit Hildesheims Mietern?

Hildesheim/Sarstedt – Deutschlands größter Vermieter Vonovia will sich von tausenden Wohnungen trennen. Wäre Hildesheim betroffen, gäbe es Neuerungen für hunderte Menschen.

FOTO: CHRIS GOSSMANN

Der Vonovia-Wohnkomplex Hansering 46-48 in Itzum. Auf seiner Internetseite bietet der Konzern hier aktuell Wohnraum an.

 

Hildesheim/Sarstedt – Bekommen hunderte Mernschen in Hildesheim und Sarstedt demnächst neue Vermieter? Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen, die Vonovia, will sich von 66 000 Wohnungen in Deutschland trennen und damit 13 Milliarden Euro verdienen. Weil das Unternehmen große Bestände in Niedersachsen hat, ist damit zu rechnen, dass auch vor Ort Wohnungen, womöglich sogar ganze Quartiere verkauft werden.

In Hildesheim besitzt das Unternehmen genau 200 Wohnungen, vor allem auf der Marienburger Höhe, in der Nordstadt, in Drispenstedt, Itzum, Himmelsthür und in der Oststadt. In Sarstedt unterhält Vonovia zwölf Wohnungen. Hildesheim sei ein gutes Pflaster für Immobilienunternehmen, die Stadt entwickele sich positiv, hatte das Unternehmen noch vor zwei Jahren mitgeteilt, als ein Wohnkomplex am Itzumer Hansering nach beendeter Sanierung vorgestellt wurde. Ob diese Auffassung dazu führt, dass Objekte im Landkreis Hildesheim von Verkaufsabsichten ausgeklammert werden, ist noch nicht klar. Allerdings könne man momentan insgesamt noch nicht sagen, welche Objekt betroffen sein werden, heißt es auf Anfrage der HAZ. „Wir sind erst am Anfang unserer Überlegungen. Daher ist es noch viel zu früh, um konkret etwas zum Volumen und den einzelnen Standorten zu sagen“, erklärt Christoph Schwarz, Pressesprecher Regionales Norden des Unternehmens.

Vonovia ist dabei, Schulden zu reduzieren

Aufgrund der gestiegenen Zinsen sei Vonovia derzeit dabei, Schulden zu reduzieren. „Daher sortieren wir uns auch bei der Kapitalallokation neu“, sagt Schwarz. Die Vonovia investiere also ihr Kapital in die Projekte, die ihr am Sinnvollsten erscheinen. „Wir haben einige Portfolios ermittelt, die sich für den Verkauf anbieten, dabei handelt es sich um Wohnungen und Mehrfamilienhäuser, die wir langfristig verkaufen möchten.“ Die Quartiere und deren Entwicklungen seien davon aber nicht betroffen.

Nicht nur die womöglich betroffenen Mieter selbst, sondern auch andere sind man nach den generell geäußerten Verkaufsabsichten hellhörig geworden. Zum Beispiel der Mieterverein, der die Rechte der Mieterinnen und Mieter vertritt – und nicht selten erlebt hat, dass die monatlichen Zahlungen nach einem Eigentümerwechsel zügig angehoben werden. „Kauf bricht natürlich nicht die Miete“, sagt Volker Spieth, Geschäftsführer des Mietervereins Hildesheim. Soll heißen: Die Mietverträge laufen erst einmal weiter. „Aber natürlich besteht immer das Risiko, dass ein Käufer anschließend zügig die Mieten anhebt, um seinen Kauf schnell rentabel zu machen“, so Spieth. Mieterhöhungen sind in Hildesheim alle drei Jahre um bis zu 20 Prozent sowie nach Modernisierungen erlaubt.

Kommt die gbg als neuer Eigentümer in Frage?

Auch andere große Vermieter verfolgen die Vonovia-Pläne aufmerksam. Etwa die Gemeinnützige Baugesellschaft gbg, die Vonovia schon vor einigen Jahren anbot, in Itzum Objekte übernehmen zu wollen. „Vonovia hat damals aber abgelehnt“, sagt gbg-Geschäftsführer Jens Mahnken. So lange jetzt keine Anfrage des Wohnungsunternehmens vorliege, werde sich die gbg auch nicht aktiv mit der Frage befassen. Doch selbst im Falle einer Anfrage ist Mahnken hinsichtlich einer Übernahme eher skeptisch. „Ich vermute, dass wir preislich nicht zueinander finden würden.“

(c) 2022 Internetseite Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 10.08.2022 – 08:00Uhr
Aktualisiert am 11.08.2022 – 18:59Uhr
Christian Harborth