Die Nebenkosten unter der Lupe

(kas) Wer ein Auto kauft, erhält Informationen zum durchschnittlichen Benzinverbrauch. Auf jeder Waschmaschine prangen Hinweise zu den Energiewerten. Nur bei Mietwohnungen tendieren die Informationen für Verbraucher gegen Null. Das soll sich ändern: Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat den ersten bundesweiten Betriebskostenspiegel vorgelegt.
Der Preisschock trifft demnächst per Post auch in so manchem Hildesheimer Haushalt ein. Viele Mieter werden dann entsetzt feststellen, dass die Nebenkosten für das Jahr 2005 geradezu explodiert sind. Aber wie lassen sich die komplex aufgeführten Kostenpunkte überprüfen? Woher soll der Mieter einer 50- Quadratmeter-Wohnung wissen, ob die 180 Euro, die er jährlich für einen Hauswart bezahlt, überdurchschnittlich hoch sind? Für mehr Transparenz soll jetzt der erste bundesweite Betriebskostenspiegel sorgen.
Insgesamt 13 000 Werte aus dem Abrechnungsjahr 2004 hat der Deutsche Mieterbund in Kooperation mit der in Konstanz ansässigen Firma mindUp Web + intelligence GmbH dazu erfasst. „Diese Daten geben nun erstmals Auskunft über die Durchschnittshöhe von Betriebskosten in Deutschland“, erklärt Volker Spieth, Geschäftsführer vom Mieterverein Hildesheim.
Der Spiegel (siehe nebenstehende Tabelle) stellt die Minimal-, die Durchschnitts- und die kritischen Höchstwerte der jeweiligen Positionen dar. Die Kosten werden dabei in Euro je Quadratmeter Wohnfläche angegeben. In der Übersicht erfasst sind unter anderem die Punkte Strom, Heizung, Grundsteuer, Abwasser sowie Hauswart und Straßenreinigung. Auch Ausgaben für Versicherungen, Gartenpflege und Müllbeseitigung beinhaltet die Liste.
Im Beispielfall Hauswartkosten kann der Mieter nun ersehen, dass 30 Cent pro Quadratmeter und Monat im bundesweiten Vergleich teuer sind. Die jährliche Summe von 180 Euro für eine 50-Quadratmeter-Wohnung demnach bereits überdurchschnittlich hoch ist. Doch wer nun glaubt, den vom Vermieter angesetzten Kosten mit einem Verweis auf den neuen Spiegel entgegentreten zu können, der täuscht sich. Anders als ein Mietspiegel, der die Grundmieten einer Stadt wiedergibt, ist der Betriebskostenspiegel nicht rechtsbindend.
„Es sind regionale Schwankungen zu berücksichtigen“, erklärt Spieth. So spielen bei den Heizkosten klimatische Verhältnisse der unterschiedlichen Regionen eine Rolle. Und auch bei den kommunalen Gebühren und im Dienstleistungsbereich kann es zu Unterschieden kommen. Aus diesem Grund hat der Deutsche Mieterbund bereits angekündigt, zu den nun jährlich geplanten bundesweiten Betriebskostenspiegeln auch regionalisierte zu erstellen. „Wir erwarten die erste regionale Ausgabe in den kommenden Monaten“, sagt Spieth.
Aber auch die bundesweite Variante, betont der Geschäftsführer des Mietervereins Hildesheim, verschafft dem Verbraucher wesentlich mehr Transparenz: „Laut Gesetz muss der Vermieter die Nebenkosten nach Recht und Billigkeit ansetzen. Das bedeutet, er muss stets das preiswerteste Angebot annehmen.“ Bei den Kosten für die Müllbeseitigung bedeutet das zum Beispiel, die kleinstmögliche Tonnengröße für die Anzahl seiner Mieter zu wählen. Auch, wenn manche Positionen in dem Spiegel variieren, „er gibt dem Verbraucher einen Richtwert an die Hand“, erklärt Spieth.
Wie wichtig ein solcher Anhaltspunkt in Zeiten steigender Energiepreise ist, zeigen die vielen Anfragen beim Hildesheimer Mieterverein: Etwa 40 Prozent der Fragen drehen sich um die Nebenkostenabrechnung. „Etwa die Hälfte davon beinhaltet Fehler“, sagt Spieth. Nicht immer verschuldet durch den Vermieter. „Die Abrechnungen sind mittlerweile einfach zu komplex“, fügt er an.
Dabei haben sich die Betriebskosten „längst zu einer zweiten Miete entwickelt“, bestätigt er. Stolze 2,44 Euro, so hat der DMB für das Jahr 2004 errechnet, sind im bundesweiten Durchschnitt pro Quadratmeter zusätzlich zur Kaltmiete fällig. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht: Für die Jahre 2005 und 2006 rechnet der Mieterverein auch für Hildesheim mit durchschnittlichen Nebenkosten von 2,80 beziehungsweise 2,95 Euro pro Quadratmeter. Da die Kaltmieten nur moderat gestiegen seien – in Hildesheim werden sie derzeit vom Katasteramt mit durchschnittlich 4,95 Euro pro Quadratmeter angegeben – ist der Anteil der Nebenkosten an der Gesamtmietbelastung enorm. „Schon jetzt liegen wir bei bis zu 40 Prozent, Tendenz weiter steigend“, sagt Spieth.
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( c) 2006 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 09.02.2006