Mieten in Hildesheim – aber mit Möbeln? Darauf muss man bei den Angeboten achten

Hildesheim – Immer mehr Wohnungen und Häuser werden ausschließlich mit Inventar vermietet. Die Angebote rentieren sich zwar für Vermieter, bieten jedoch hohes Konfliktpotenzial – auch für Unbeteiligte. Die Hintergründe.

Es gibt viele möblierte Angebote bei der Wohnungssuche im Internet – dadurch kann sich der Hildesheimer Wohnungsmarkt ähnlich wie in manchen Metropolen entwickeln. Foto: Julia Moras

Hildesheim – Wer in der letzten Zeit nach Wohnungen oder Häusern in Hildesheim zur Miete sucht, stößt immer häufiger auf Inserate, die möblierte Wohnungen anpreisen. Sie sind ausgestattet, wie man es von Ferienhäusern kennt: schlichtes Grundinventar und ein wenig Dekoration. Falls diese nicht dem eigenen Geschmack entspricht, kann man die Wohnung aber nicht leer räumen – die Innenausstattung ist nicht nur ein freundliches Angebot. Viel mehr sind die möblierten Wohnungen ein Trend, dessen Entwicklung viele Mietervereine kritisch betrachten.

Grund sind vor allem die höheren Mieten, die für solche Unterkünfte verlangt werden. Die Möbel werden schließlich mitgezahlt und dadurch darf mehr verlangt werden als bei üblichen Vergleichsmieten, erklärt der Geschäftsführer des Hildesheimer Mietervereins, Volker Spieth. Mieter sollten zudem darauf achten, dass es sich nicht um eine Teilmöblierung handelt. „Sie muss eindeutig von Nutzen sein“, erklärt Spieth. „Sonst ist der Möbelzuschlag nicht gerechtfertigt.“ Dass solche Angebote sich auf dem Hildesheimer Wohnungsmarkt breit machen, könne sich aber auch auf alle anderen Mieter auswirken, da sie die Vergleichsmieten erhöhen.

Höhere Mieten bedeuten ein höherer Mietspiegel

Laut einer Untersuchung des Immobilienportals Immoscout24 wurde im vergangenen Jahr bereits jede dritte Wohnung in den fünf größten Städten Deutschlands nur möbliert vermietet. Die Tendenz steigt seit der Verschärfung der Mietpreisbremse 2020. Für Hildesheim gibt es keine Zahlen, auch der Mieterverein hat keine.

Aber zum 1. Januar 2025 griff auch hier die Mietpreisbremse. Bei einer Wiedervermietung darf der Mietpreis nun höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen, in die die teureren, möblierten Wohnungen miteinfließen. Der hier aktuell geltende Mietspiegel ist von 2022: Die Durchschnittsmiete liegt zwischen 5,73 Euro und 14,05 Euro pro Quadratmeter.

Ausstattung sorgt für Grauzonen

Außerdem gibt es für möblierte Wohnungen Schlupflöcher, bei denen die Höchstgrenze nicht eingehalten werden muss: beispielsweise, wenn der Mietvertrag befristet ist oder der Vermieter mit in der Wohnung lebt, erklärt Rechtsanwältin Johanna Rohde. In solchen Fällen gebe es zudem keine Kündigungsfrist, fügt sie hinzu. „Das muss dem Mieter vorher bewusst sein“, erklärt Rohde. Solche Situationen brächten ein hohes Konfliktpotenzial mit sich.

Laut Rechtsanwalt Ole Hammer sorgt auch der Möblierungszuschlag oft für Streit. „Die Berechnung ist nicht einheitlich geregelt“, erklärt er. Es gebe verschiedene Modelle: „Während das Berliner Modell eine lineare Abschreibung über zehn Jahre vorsieht, erlaubt das Hamburger Modell eine andere Berechnung, bei der nach sieben Jahren noch ein Zuschlag möglich ist.“

Abnutzung und Nebenkosten bieten Konfliktpotenzial

Und auch die Rückgabe der Wohnung kann ihm zufolge problematisch sein, da bei Möbeln strittig ist, was als normale Abnutzung gilt. Hammer empfiehlt daher eine detaillierte Inventarliste mit Fotos zu führen oder eine Kaution zu vereinbaren. Ein weiteres Konfliktthema: die Nebenkostenabrechnung. „Häufig wird da eine Pauschalmiete vereinbart, die alles umfasst“, sagt er. „Das erleichtert die Abrechnung, bedeutet aber auch, dass Nachforderungen des Vermieters nicht möglich sind, selbst wenn der tatsächliche Verbrauch höher war.“

Trotz der Grauzonen stammt der Trend aber nicht von irgendwo her. Monteur-Zimmer, sowie möblierte Angebote für Pendler und Pendlerinnen sind nichts Neues. Bei Zimmern in Studierendenwohnheimen ist es auch seit jeher üblich, dass schlichtes Mobiliar mitgemietet werden kann.

Nachfrage könnte in Hildesheim steigen

Der Münsteraner Torben Kötter vermietet hauptsächlich an Studierende. In der Hildesheimer Südstadt hat er fünf Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus, allesamt Wohngemeinschaften. Eines der WG-Zimmer möchte er nun zum ersten Mal möbliert anbieten. Es ist das zweitgrößte in der Wohnung im obersten fünften Stock. „Ich glaube, dass es so noch attraktiver für die Zielgruppe ist“, erklärt er die Entscheidung. Bisher habe er zwar keine Probleme gehabt, Mieterinnen zu finden, doch er möchte es trotzdem versuchen. Und das Zimmer, das nur über viele Treppenstufen erreichbar ist, schien optimal dafür.

„Das Angebot richtet sich an junge Menschen, die kurzzeitig etwas suchen, mobil arbeiten oder studieren“, erklärt Kötter. Er habe das Gefühl, dass junge Menschen schnelllebiger würden. „Und so ist der Ein- und Auszug unkompliziert.“ Und er kann durch die Ausstattung natürlich eine höhere Miete verlangen. Wie viel genau, weiß er allerdings noch nicht. „Auch steuerlich ist es ein Vorteil für mich, die Investitionen verringern die Bemessungsgrundlage“, sagt er.

Nachteile für die Vermieter-Seite

Nachteile seien dafür, dass er vorab Möbel finden muss, die langlebig, modern und gleichzeitig bezahlbar sind. Durch die eventuell höhere Fluktuation in dem Zimmer hat er auch das Risiko mit den Betriebs- und Nebenkosten. „Entweder muss ich die mühsam einzeln abrechnen oder eine Pauschale verlangen, bei der ich eventuell die Differenz zahlen muss“, sagt er. Außerdem muss er nun die Möbel in den fünften Stock tragen. Aber immerhin nur einmal.


(c) 2025 Internetseite Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 21.01.2025 – 17:00 Uhr
aktualisiert 22.01.2025 – 08:19 Uhr
Nathalie Benkendorf