Bringt Wohngeld Entspannung auf dem Wohnungsmarkt?

Seit dem 1. Januar gibt es mehr Wohngeld – wie wirkt sich das in der Stadt aus?

Der angespannte Wohnungsmarkt und hohe Mieten bringen einkommensschwache Familien oft in Not. Die massiv angestiegenen Mieten in Deutschland waren der Anlass für die Bundesregierung, das Wohngeld vom 1. Januar an zu erhöhen. In Hildesheim beziehen 980 Haushalte mit 2370 Personen, also gut zwei Prozent der Stadtbewohner, die Unterstützung. Im Vergleich zu den Vorjahresmonaten sind die Anträge um 22 Prozent gestiegen, wie die Stadt Hildesheim mitteilt. In Deutschland profitieren 660 000 Menschen vom Wohngeld. Darunter sind laut Bundesinnenministerium 180 000 Haushalte, die erstmals oder wieder Wohngeld erhalten.

Wohngeld gibt es seit 1955

Die Stadt fungiert zwar als Wohngeldstelle, doch die Ausgaben schlagen nicht auf ihr Konto. Denn die Kosten für das Wohngeld, das 1955 eingeführt wurde, teilen sich Bund und Land zur Hälfte. Mit der jüngsten Reform sind die Auszahlungen in Hildesheim um 20 Prozent gestiegen. Alle zwei Jahre soll das Wohngeld künftig angepasst werden. Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt gebe es allerdings nicht, wie Stadtsprecher Helge Miethe erklärt. Das bestätigt auch Volker Spieth, Geschäftsführer des Hildesheimer Mietervereins. Um den Wohnungsmarkt zu entspannen, müsste es mehr Fördergelder für den Bau und eine neue Wohngemeinnützigkeit geben. Das bedeutet, dass Wohnungsunternehmen, die gemeinnützig handeln, Vergünstigungen erhalten. Die Wohnungen müssten in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten liegen und dürften nur an Menschen mit niedrigem Einkommen vermietet werden.

Alle zwei Jahre angepasst

Dennoch begrüßt der Verein die Wohngelderhöhung als Hilfe für Einzelne. „Jeder, der glaubt, dass die Miete im Verhältnis zum Einkommen zu hoch ist, kann Wohngeld beantragen“, erklärt Spieth. Ausgenommen sind Empfänger von Transferleistungen. Der Bund hat für die Wohngeldberechnung für die Städte Stufen entsprechend der Miethöhen festgelegt. Die höchste Stufe sieben gilt für Großstädte. Hildesheim hat die Stufe drei. Demnach würde ein Rentner mit einem Einkommen von 860 Euro und einer Bruttokaltmiete von 400 Euro einen Zuschuss von 141 Euro bekommen. Im vergangenen Jahr lag die Zuzahlung noch bei 104 Euro.

Spieths Ansicht nach wird der Zuschuss-Bedarf weiter steigen. Gerade wenn Altverträge gekündigt werden, folgt oft eine Mieterhöhung. Ein Ausweichen auf Sozialwohnungen ist in Hildesheim nicht gerade einfach. „1,5 Prozent des Gesamtwohnungsbestandes sind Sozialwohnungen“, erklärt Spieth. Von insgesamt 54 000 Wohnungen sind das 800. „Verschiedenster Qualität“, erklärt der Fachmann. Seiner Ansicht nach wird der Bedarf an günstigem Wohnraum nicht allein durch die Neubauten etwa im Ostend oder an der Stralsunder Straße gelöst. Helfen würde sicher ein Wohnungslotse, der die Stadt dabei unterstützt, im Bestand zu arbeiten. „Die Umsetzung der Stelle lässt seit einem Jahr auf sich warten“, bedauert Spieth.

Neu ist auch, dass das Wohngeld künftig alle zwei Jahre neu angepasst wird. Die Anträge für die Zuschüsse gibt es bei der Stadt Hildesheim. Mitgliedern hilft der Mieterverein beim Ausfüllen der Formulare.
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(c) 2020 Hildesheimer Allgemeine Zeitung Webseite vom 08.03.2020
Andrea Hempen