Wo kommen die fehlenden Wohnungen her?

Kreiswohnbau-Chef Kaufmann fordert mehr finanzielles Engagement der Kommunen

Die schlechte Versorgung mit günstigen Wohnungen war kürzlich nicht nur Thema beim Wohngipfel im Kanzleramt, sondern auch im Hildesheimer Stadtrat. Doch wie kritisch ist die Situation in der Region wirklich?

Die Zahlen sind beeindruckend. Das Pestel-Institut hatte bereits vor fünf Jahren in einer Studie festgestellt, dass im Kreis Hildesheim 10 000 günstige seniorengerechte Wohnungen fehlen. Der Mieterbund geht zudem davon aus, dass allein in der Stadt Hildesheim 2400 zusätzliche Wohnungen benötigt werden.

Dabei sei die Lage im Kreis Hildesheim im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands noch relativ gut, sagt Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbau. „Dafür sprechen sowohl die Mieten zwischen 5 und 6 Euro je Quadratmeter im Durchschnitt als auch die KWG-Durchschnittsmiete von 5,27 Euro pro Quadratmeter“, sagt Kaufmann. Es gebe aber gleichwohl Gebiete, in denen der Wohnraum knapp sei. „Ich sehe den Druck am stärksten in Sarstedt und Hildesheim.“ Nach Süden hin werde es ein bisschen entspannter: „Auch dort fehlen aber kleine, altersgerechte und bezahlbare Wohnungen“, sagt Kaufmann.

Doch was ist zu tun, damit zusätzliche Wohnungen entstehen? „Wir brauchen Investitionen in den sozialen Wohnungsbau“, fordert Volker Spieth, Geschäftsführer des Mieterbunds. Das will KWG-Geschäftsführer Kaufmann auch gerne machen. Doch das sei gar nicht so einfach, erklärt er: „Die Grundstücke und Baukosten werden immer teurer und die Miete ist gedeckelt.“

Er sieht daher auch die Städte und Gemeinden in der Pflicht, sein Unternehmen zu unterstützen. „Das kann etwa dadurch geschehen, dass sie uns günstige Grundstücke zur Verfügung stellen oder dass sie sich mit günstigen Kommunaldarlehen beteiligen“, erklärt Kaufmann. Bis jetzt könne er nicht erkennen, dass das forciert werde. „Ich wünsche mir noch mehr Unterstützung von den Kommunen.“

Die KWG wird unter anderem im neuen Hildesheimer Baugebiet Ostend Sozialwohnungen bauen, ebenso wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft gbg und der Beamten-Wohnungsverein. Außerdem plant die gbg ein großes Projekt auf dem ehemaligen Bauhofgelände in Sarstedt. 40 Wohnungen sollen dort entstehen, die Hälfte davon im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus.

Ein Problem sind aber auch leerstehende Wohnungen, die dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Die KWG hat teilweise schon reagiert und im vergangenen Jahr Wohnblocks mit insgesamt 24 Wohnungen auf der Marienburger Höhe gekauft.

Doch laut Mieterbund gibt es immer noch hunderte unvermietete Wohnungen allein in Hildesheim. „Wenn alles nichts hilft, brauchen wir ein Wohnungsaufsichtsgesetz“, fordert Mieterbund-Geschäftsführer Spieth. Mit einem solchen Gesetz, das es in anderen Bundesländern bereits gibt, könnte man gegen Eigentümer, die ihre Wohnungen nicht auf den Markt bringen, ein Bußgeld verhängen.

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(c) 2018 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 01.10.2018
Sebastian Knoppik