„Scharfe Kritik vom Mieterverein“

„Scharfe Kritik vom Mieterverein“

Zum Teil heftige Kritik an der Wohnungspolitik der Stadt und an den Baugesellschaften von Stadt und Landkreis hat jetzt der Mieterverein in seiner Jahresversammlung geübt. Sie würden die aktuelle Wohnungsnot in Hildesheim, die vor allem weniger zahlungskräftige Bürger betreffe, nicht ernst nehmen und nicht konsequent dagegen arbeiten. „Der Oberbürgermeister will das nicht wirklich wahrhaben“, schimpfte der Vorsitzende des Mietervereins, Volker Spieth. Baugesellschaften wie gbg und Kreiswohnbau hingegen würden „herumdrucksen“.
Zwar stimme es, wenn die Unternehmen betonten, sie hielten doch preiswert Wohnungen vor. „Allerdings sind die besetzt!“ Folglich führten die Baugesellschaften lange Wartelisten potenzieller Mieter, und die Zahl der Obdachlosen steige an.
Spieth erneuerte seine Kritik an der Wohnungsbaupolitik der Stadt: Auch wenn Oberbürgermeister Ingo Meyer das absurd finde, bleibe er dabei, dass in Hildesheim meist nur noch „Reich für Reich“ baue – besonders seit der Auflösung des städtischen Wohnungsamtes im Jahr 2007. Er habe zwar nichts gegen teure Wohnungen – „Hildesheim braucht eine vielfältige Wohnungsstruktur“, so Spieth. Doch andererseits sei „seit 20 Jahren nicht eine einzige klassische Sozialwohnung mit städtischem Belegungsrecht errichtet worden“.
Spieth kritisierte auch weitere Entscheidungen der vergangenen 15 Jahre: Der Verkauf hunderter preiswerter gbg-Wohnungen in Fahrenheit-Gebiet und Nordstadt sei ein Fehler gewesen, am Pferdeanger lasse die Stadt sanierte, günstige Wohnungen leer stehen, die 2009 verabredete „Wohnungsmarktbeobachtung“ finde nicht statt, das Wohnraumkonzept von 2012 habe bis heute keine konkreten Auswirkungen, auch beim 2015 beschlossenen Mietspiegel tue sich erst ganz aktuell etwas.
„Allerdings allein Bauen, Bauen, Bauen reicht nicht. Wir brauchen jetzt gezielt sozialen Wohnungsbau als Neubau aber auch im Bestand“, so Spieth. Weitere Forderungen: eine zusätzliche städtische Förderung für Mieten unter 6 Euro kalt, eine Reorganisation des städtisches Wohnungsamtes, Förderung neuer Wohnformen und vor allem ein Vorgehen gegen Schrottimmobilienbesitzer und spekulativen Leerstand – schließlich stünden mindestens 1000 Wohnungen leer.

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(c) 2017 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 02.09.2017
Tarek Abu Ajamieh