BWV kauft 275 Wohnungen und investiert neun Millionen Euro

(jan) Hildesheim

Es ist der größte Deal in der Geschichte des Hildesheimer Beamten-Wohnungs-Vereins (BWV): Der BWV hat 275 Wohnungen von der Braunschweiger Baugenossenschaft „Wiederaufbau“ gekauft und will bis Ende 2017 rund 9,1 Millionen Euro in die Modernisierung und energetische Sanierung der Immobilien stecken. Mit dem Kauf wächst der Wohnungsbestand des BWV auf einen Schlag um mehr als neun Prozent, die Gesamtwohnfläche erhöht sich um fast 18.500 Quadratmeter. Zu dem nun erworbenen Gesamtpaket gehören 16 Nord­stadt-Wohnungen im Hochkamp, 156 Wohnungen im Stadtfeld und 103 Wohnungen im Feuerbacher Weg im Hildesheimer Wald. Außerdem hat der BWV auch 49 Garagen von der Wiederaufbau übernommen. Zum Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Die Wiederaufbau – die größte Baugenossenschaft in Niedersachsen – will sich in Zukunft auf ihren Kernstandort Braunschweig sowie Neubauprojekte konzentrieren und hatte deswegen einen Käufer für ihre Hildesheimer Immobilien gesucht. Mit dem BWV habe man den perfekten Abnehmer gefunden, ist sich der „Wiederaufbau“-Vorstandsvorsitzende Joachim Blätz sicher: „Mit Blick auf die soziale Verantwortung gegenüber unseren langjährigen Mitgliedern haben wir in Hildesheim einen verlässlichen Partner gesucht. Der BWV war von vornherein erste Wahl; die genossenschaftliche Geschäftsausrichtung legte dies nahe. Der BWV wird die Bestände langfristig bewirtschaften. Ich bin daher davon überzeugt, dass der Kauf zum Vorteil der Mieter sein wird.“

Aus Sicht des BWV sind die neu­en Wohnungen eine ideale Ergänzung des bisherigen Bestands. Der Vorstandsvorsitzende des Beamten-Wohnungs-Vereins, Wolfgang Dressler, sagt: „Für uns war die unmittelbare Nachbarschaft zu unseren Beständen im Stadtfeld und in der Nordstadt für den Kauf ausschlaggebend.“ Er sichert „stabile Nachbarschaften“ und ein langfristiges Engagement zu. Mithelfen soll da­bei Anke Helmke. Die langjährige „Wiederaufbau“-Mitarbeiterin wird künftig das BWV-Team verstärken und die Bewohner der bisherigen „Wiederaufbau“-Bestände betreuen. Es handelt sich dabei um Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen in Größen von 24 bis 101 Quadratmetern. Bei deren Sanierung hofft Dressler auch auf mögliche Landes-Zuschüsse aus dem Programm „Soziale Stadt“, für das das Stadtfeld angemeldet werden soll. Sollte Fördergeld fließen, sieht Dressler beste Chancen, das Stadtfeld „nachhaltig aufzuwerten“.

Das würde auch Volker Spieth befürworten. Der Geschäftsführer des hiesigen Mietervereins erkennt derzeit durchaus ein Bemühen in der Stadt, sich wieder mehr für Mieterbelange einzusetzen. So verwies er vor wenigen Tagen bei der Jahreshauptversammlung des Vereins auf das endlich anlaufende Wohnraumversorgungskonzept und offene Ohren im Rathaus für sozialen Wohnungsbau. Angesichts der Entwicklung auf dem Hildesheimer Immobilienmarkt sei dies dringend notwendig, bekräftigt Spieth: „Durch Abriss, Sanierung und Verkauf sind viele kleine, günstige Wohnungen verloren gegangen. Neubau hat fast nur im Hochpreissegment stattgefunden.“ Er verweist auf die aktuelle Mietpreisübersicht des Katasteramts: Demnach sind die Kaltmieten 2014 um fünf Prozent gestiegen.

Die Wiederentdeckung des Programms „Soziale Stadt“ sei generell zu begrüßen, so Spieth. Doch bei dem Stichwort werden auch schlechte Erinnerungen wach – im Fahrenheitge­biet hatte das Immobilienunternehmen „Wertinvestition“ im Rahmen des Förderprogramms zahlreiche Wohnungen von der Hildesheimer GBG gekauft und saniert. Anschließend mussten etliche Mieter wegziehen, weil sie sich die gestiegenen Mieten und Nebenkosten nicht mehr leisten konnten (der KEHRWIEDER berichtete mehrfach).

Spieth ist nun aber zunächst einmal froh, dass mit dem BWV ein in Hildesheim ansässiges Unternehmen die Wohnungen gekauft hat und nicht ein ausschließlich renditeorientierter Investor von außerhalb zum Zuge gekommen ist. Er rechnet dennoch damit, dass die Wohnun­gen, die nun Besitzer gewechselt haben, demnächst teurer werden – und hofft, dass der Beamten-Wohnungs-Verein dennoch weiterhin für sozial schwächere Mieter Angebote bereit hält. Und in der Tat müssen sich die derzeitigen Bewohner der ehemaligen Wiederaufbau-Wohnungen auf höhere Mieten einstellen. Die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter liegt in den bisherigen BWV-Wohnungen bei 5,32 Euro – die in den nun erworbenen noch deutlich darunter, nämlich bei 4,80 Euro. Diese wird steigen, das hat BWV-Sprecher Lars Meyer gegenüber dem KEHRWIEDER bestätigt. In welchem Umfang, kann er noch nicht sagen, nur so viel: „Nach Abschluss der energetischen Modernisierungsmaßnahmen, Balkonanbauten und weiteren Arbeiten wird es eine moderate Mieterhöhung geben.“

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(c) 2015 Kehrwieder am Sonntag vom 17.05.2015
               Von Jan Fuhrhopp