Maklergebühren nicht übertragbar

Einigkeit bei Mieterverein und Eigentümerverband: In Hildesheim fehlt ein Mietpreisspiegel

Hildesheim (sky). Wenn einer sich ärgert, freuen sich zwei Streithähne. Könnte man meinen. Denn der Gesetzvorstoß von Bundesjustizminister Heiko Maaß bringt einen Berufsstand auf die Palme – Makler. Die fürchten um ihre Aufträge, wenn künftig der Gesetzgeber vorschreibt, wer ihre Rechnung bezahlen muss. Nämlich derjenige, der sie beauftragt.
Zwei Verbände, die naturgemäß aneinandergeraten sollten, sehen das jedoch anders: der Mieterverein in Hildesheim und Haus und Grund, der Verband, der die Eigentümerseite vertritt. Beide sind sich einig, dass selbstverständlich der Vermieter als Auftraggeber auch die Kosten für das Vermakeln zu tragen hat.

„Es hat mich schon immer geärgert, dass das die Mieter übernehmen mussten“, sagt Volker Spieth, Geschäftsführer beim Mieterverein in der Scheelenstraße. Befürchtungen, dass künftig die Vermieter die neuen Kosten über die Miete wieder reinholen, teilt er nicht. „Maklergebühren sind keine Nebenkosten, und dann bleibt nur noch die Mieterhöhung selbst“, sagt Spieth. Doch auch das geht nicht so einfach. Vor allem nicht in Hildesheim, wo es immer noch keinen Mietpreisspiegel als Grundlage zum Vergleich gibt.
Uwe Stoll, Geschäftsstellenleiter des Haus- und Grundeigentümervereins, sieht das ähnlich. Dort ist ein eigener Makler angestellt, der aber bisher bereits schon immer über die Vermieter abgerechnet wird. „Etwas anderes gibt der Markt in Hildesheim im Grunde auch nicht her“, sagt Stoll. Wenn Eigentümer zur Beratung in die Geschäftsstelle kommen, rät er ihnen in der Regel, sich genauso zu verhalten.

In den Ballungsräumen sei das anders, immer dort, wo die Nachfrage nach Wohnraum deutlich größer ist. Wie beispielsweise auch in Hannover, sagt Stoll. Dort seien die Mietpreise in den vergangenen Jahren bereits um rund 20 Prozent gestiegen, in Hildesheim liege dieser Wert nur bei rund acht Prozent. „Diese Angaben sind mit Vorsicht zu genießen“, sagt Stoll. Der Grund ist einfach: Es gibt eben keinen Mietpreisspiegel.

Doch beide Vereine plädieren im Interesse ihrer Kunden dafür, ihn endlich auf den Weg zu bringen. Doch Politik und Rathaus haben das bislang noch nicht geschafft. Und so können sich Juristen mit der Materie vor Gericht befassen, wenn Mieterhöhungen anstehen. „Und beim Jobcenter fallen hohe Personalkosten an, die man sich gut und gerne sparen könnte“, argumentiert Stoll. Die Antwort auf eine Nachfrage bei der Stadt fällt diplomatisch aus: Ein Mietpreisspiegel sei wünschenswert, teilt Pressesprecher Helge Miethe mit, es sei nur nicht klar, wer ihn bezahlen soll.

Und so wird es auch beim zweiten Stichwort noch unklar bleiben, wie sich zum Beispiel das Thema „Mietpreisbremse“ auswirken wird. Die soll vor allem in Ballungsgebieten verhindern, dass Wohnraum überteuert angeboten wird. In Hildesheim sei das noch kein Problem, darin sind sich Spieth und Stoll ebenfalls einig. Allerdings mit Bedacht. Denn in bestimmten Teilmärkten könne sich die Entwicklung schnell ändern. Der Zuzug vom Land in die Stadt werde stärker, vor allem ältere Menschen suchen barrierefreien Wohnraum, sagt zum Beispiel Stoll: „Aber Fantasiemietpreise gibt es hier noch nicht.“

Aufschluss geben wird am Ende nur ein Vergleichsportal der Mietpreise. Für den Grünenpolitiker Spieth wäre hierbei auch wichtig, ökologische Kriterien einzubeziehen wie den Energieverbrauch. Doch das steht in Hildesheim in den Sternen.

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(c) 2014 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 22.3.2014