„Bedarfspass allen zeigen“


(ha). Die Gaspreis-Erhöhung dürfte in viele Haushaltskassen tiefe Löcher reißen. Ein Gespräch mit Volker Spieth, dem Geschäftsführer des Mietervereins Hildesheim & Umgebung.

HAZ: Was können Verbraucher tun, um noch über die Runden zu kommen?
Spieth: Wichtig ist das individuelle Verbraucherverhalten. Schon ein Grad weniger Raumtemperatur bringt eine Energieersparnis von sechs Prozent. Im Winter die Heizkörper nicht zustellen, Fenster nicht auf Kipp stellen, sondern für eine Stoßlüftung nur kurz öffnen. Vorhänge sind billiger als Klimaanlagen, Duschen ist billiger als Baden. Generell sollten die Räume nicht wärmer als 21 oder 22 Grad sein, Schlafzimmer sogar kühler.

Welche Bedeutung bekommt der Energiepass?
Eine ganz wichtige, um nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Häusern im Bestand Kosten zu sparen. Der Energiepass muss aber ein Bedarfspass sein, und er muss nicht nur Neumietern, sondern auch den Mietern zugängig gemacht werden, die bereits seit Längerem in einer Wohnung wohnen. Da muss die Politik nachbessern. Heutzutage kommt es mehr denn je auf die Warmmiete an.

Sollte der Staat die Förderung von Energiemaßnahmen ausweiten?
Ja, damit der Vermieter einen Anreiz bekommt zu investieren und damit die Miete wegen der Investitionen nicht ins Unermessliche wächst. Das Stichwort dazu heißt Warmmietenneutralität.

Sie sind zugleich Mitglied der Initiative „Faire Gaspreise“. Wie sehen Sie die jüngste Preiserhöhung?
Die Argumentation der EVI ist erschlagend. Dennoch und gerade deshalb sollte die Kalkulation des Gesamtpreises der Versorger endlich offen gelegt werden, um die Preisentwicklung transparenter zu machen. An irgend einer Stelle der Versorgungskette müssen derzeit ja gewaltige Gewinne realisiert werden. Nach wie vor haben wir aber einen Monopolmarkt.

Sollte versucht werden, den Gaspreis vom Ölpreis zu entkoppeln?
Ich sehe darin eher Chancen als Risiken. Dies ist eine Aufgabe der Kartellbehörden und der Politik.

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( c) 2008 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 14.06.2008
Interview: Marita Zimmerhof