Der „Obermieter“ geht nach 20 Jahren


Franz Berg folgt auf Jobst-Henning Bruns als Vorsitzender des Mietervereins / Wohnungskonzept gefordert

(wo) Der Mieterverein Hildesheim ohne Jobst-Henning Bruns? Das scheint kaum vorstellbar, denn er war fast 20 Jahre lang Vorsitzender und seit 1979 als Berater tätig. Jetzt gab er in der Jahresversammlung bekannt, aus persönlichen Gründen aus dem Vorstand auszuscheiden. Doch er will er weiter dem Verein zur Verfügung stehen: „Ich bin an seinem Wohlergehen interessiert.“

Wie sehr er das immer gewesen ist, zeigten die Dankesworte zu seinem Abschied. „Wir haben es ihm zu verdanken, dass wir uns zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt haben“, stellte Geschäftsführer Volker Spieth fest. „So ist die Büro-Organisation mit der vor 20 Jahren gar nicht mehr vergleichbar“. Auch habe Bruns eine deutliche Verjüngung im Verein erreicht, die Mieterzeitung und die Übernahme des Schriftverkehrs für die Mieter eingeführt und sich immer für die Hildesheimer Interessen eingesetzt, beispielsweise beim Deutschen Mietertag.

Auch seitens des Landesverbandes, der mit seinen Geschäftsführern Randolph Fries und Bernd Stöver vertreten war, gab es viel Lob. So erinnerte Stöver an die bei Bruns’ Amtsantritt schwierige Situation im Verein. Durch eine Vakanz sei zuvor vieles liegen geblieben.
„Bewundernswert, dass er das Amt übernahm“, erklärte Stöver. Es habe aber zu Bruns gepasst, denn er sei immer sozial engagiert gewesen, und er habe es aus dem Gedanken heraus getan, „dass jemand für die Mieter da sein muss“. Unter seinem Vorsitz sei es stetig aufwärts gegangen.

Der so Geehrte lenkte die Aufmerksamkeit auf seine Mitstreiter, ein großer Teil des Erfolges sei auf deren Einsatz zurückzuführen. „Vor allem auch auf „die gute Arbeit in der Geschäftsstelle“, auf die er sich immer hundertprozentig habe verlassen können. Wie es nun im Verein personell weiter geht, war schnell entschieden. „En bloc“ wurde das neue Vorstandsteam gewählt. Franz Berg ist neuer Chef, Stellvertreterin Monika Sommer, dritte Vorsitzende Heike Vollbaum, Kassenwart weiterhin Dr. Burkhard Pöschel.

Viel Arbeit kommt auch auf den neuen Vorstand zu, das ergab sich aus dem Bericht des Geschäftsführers. 3360 Mitglieder werden zur Zeit vertreten, was einen Bedarf von 2000 bis 2300 Beratungen im Jahr bedeutet. Nur etwa zwei Prozent der Fälle seien vor Gericht gelandet. Hauptprobleme seien Nebenkostenabrechnungen, Schönheitsreparaturen oder Mängel in den Wohnungen. Sorgen bereitet dem Verein laut Volker Spieth der sinkende Bestand an preisgünstigen Wohnungen in Hildesheim. Daher werde sich der Verein auf jeden Fall wehren, falls es zum weiteren Verkauf von Wohnungen von Wohnungsbaugesellschaften mit der Folge von Mietsteigerungen komme. Hildesheim brauche ein Wohnungsversorgungskonzept und einen Mietspiegel.

Besonders interessiert zur Zeit das Thema „Gaspreiserhöhungen“. Auch in Hildesheim seien, so Spieth, seit Oktober 2004 die Preise in vier Schritten um über 30 Prozent angestiegen.
„Man sollte den Erhöhungsbetrag unter Vorbehalt zahlen“, riet Bernd Stöver in seinem Referat zu dieser Problematik sowohl den Mietern gegenüber ihren Vermietern wie den Direktbeziehern gegenüber den Unternehmen. Er verwies auf entsprechende Musterschreiben des Mietervereins. Mehrere Verfahren seien schon eingeleitet worden.
Stöver zeigte sich zuversichtlich, dass es mit Hilfe der Rechtsprechung zur Transparenz der Preiskalkulation kommen werde.

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(c) 2006 Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 11.05.2006